Maschinenlesbare Inhalte in Betriebsanleitungen
Allgemein gilt der Tenor, dass Bilder für Maschinen nicht einfach zu verstehen sind. Vor allem dann nicht, wenn Inhalte wieder versprachlicht werden sollen. Gerade im Hinblick auf die Industrie 4.0 hat diese Problematik eine nicht zu unterschätzende Dringlichkeit.
Unterschiede zwischen Mensch und Maschine
Als Mensch sind Sie dazu in der Lage, bereits sehr vage Informationen richtig zu interpretieren. Wenn Sie sich z. B. ein Bild ansehen, erkennen Sie in vielen Fällen, was dieses Bild darstellt oder Sie können es sich aus dem Kontext erschließen. Und Sie sind auch fähig zu erkennen, wenn etwas sprichwörtlich aus dem Rahmen fällt. Ihnen würden auch etwaige Fehlstellen in einem Bild sofort ins Auge stechen. Anhand des Gesehenen und Ihrer Erfahrung können Sie die Bedeutung interpretieren.
Eine Maschine hingegen kann das nicht. Ihr fehlt diese Interpretationsfähigkeit, um zielgerichtet und vor allem korrekt agieren zu können. Sie benötigt hierzu festgelegte Informationen, die in ihrer Bedeutung eindeutig sind.
Die Störungstabelle als Beispiel
In fast jeder Betriebsanleitung gibt es ein Kapitel, welches sich mit Störungen und Fehlermeldungen aller Art sowie deren Behebung befasst. In diesem Kapitel gibt es meist auch eine Störungstabelle. Sie dient dazu, dem Anwender zu helfen, wenn die bediente Maschine nicht korrekt funktioniert und eine Störung gemeldet wird. Die Wahl der tabellarischen Darstellung dient der Übersichtlichkeit und kann durch zusätzliche grafische Informationen, wie z. B. Zeichnungen, Bilder o. Ä. ergänzt werden.
Für gewöhnlich weist eine Störungstabelle die folgenden Komponenten auf:
- Störungsanzeige (Benennung des aktuellen Problems)
- Störungsbeschreibung (Darlegung des Sachverhaltes)
- Ursache der Störung (Mögliche Auslöser)
- Behebung der Störung (durch internes oder externes Wartungspersonal)
Für einen Menschen ist es jetzt ein Leichtes herauszufinden, wie er welche Störung entweder selbst beheben kann oder ob er einen bestimmten Service kontaktieren muss. Ihm reicht also im besten Fall diese einfache Darstellung aus.
Bei Maschinen hingegen sieht der Fall schon etwas komplizierter aus. Sie können nicht einfach mal die Betriebsanleitung aufschlagen und sich das betreffende Kapitel durchlesen. Damit die notwendigen Informationen für die Maschine lesbar werden und sie die korrekten Schlüsse aus dem "Gelesenen" zieht, bedarf es bestimmter Voraussetzungen:
- Die zu verarbeitenden Informationen besitzen eine festgelegte Semantik (d. h. sie beinhalten eine Selbstbeschreibung ihrer Eigenschaften)
- Die Maschine muss Zugang zu den Informationen zur Störung und deren Fehlerbehebung haben (z. B. in einer Cloud mit einer definierten API oder der Maschinensteuerung)
- Es muss ein Informationsmodell (z. B. Pi-Mod) geben, welches mit Metadaten arbeitet und das die Maschine kennt
- Die Maschine muss in der Lage sein, bestimmte Aktionen veranlassen zu können (z. B. Lösungsanzeige an einem Bedienterminal, entsprechendes Personal verständigen oder eine Bestellung für Teil XY auslösen). Dafür muss sie mit den dafür notwendigen Systemen wie ERP oder MES verbunden sein.
Und was bedeutet das für die technische Redaktion?
Für die technische Redaktion bedeutet das, dass bereits bei der Erstellung einer solchen Betriebsanleitung gewissenhaft darauf geachtet wird, dass alle Informationen mit den Metadaten des verwendeten Informationsmodells erfasst werden. Hilfreich für diese Art der Umsetzung sind IT-Lösungen, die unter dem Begriff 'Engineering-Werkzeuge' bekannt sind. Das verwendete Informationsmodell lässt sich in einem Readktionssystem ebenfalls bereits integrieren.
Und wie bekommt der Kunde dann seine maschinenlesbare Anleitung? Dies geschieht am besten über ein sogenanntes Content Delivery Portal. Die Maschinenlesbarkeit der Informationen ergibt sich dort über eine Rest-API.
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